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Weide

Salix

Familie: Weidengewächse


Am Wasser gebaut

dem Winde vertraut

so biegsam und weich

schmerzlindernd und reich

vital voller Leben

sie hat was zu geben

Von Jürgen Wagner


Die Kraft der Weide und der Glaube der Menschen


Hexenbaum

Bei meiner Oma im Hof stand eine große Trauerweide. Unter dicht, herabhängenden Ästen konnten wir uns verstecken und ungestört spielen. Ich habe die Weide nie als traurig angesehen oder als unheimlich empfunden. Für mich strahlt sie mit ihrem festen, knorrigen Stamm Kraft und Beständigkeit aus. Ich finde alte, große Bäume toll. Was sie wohl schon alles erlebt haben?

Doch verschiedene Menschen, haben unterschiedliche Empfindungen und gerade in früheren Zeiten glaubten die Menschen an Geister und Hexen.


Wir probieren etwas aus!

Mach die Augen zu und stell dir eine abgelegene Wiese vor, in deren Mitte eine alte, große Weide steht. Mit einem knorrigen, morschen, knarrenden Stamm, langen herabhängenden Ästen, welche sich im Wind bewegen und leicht pfeifen. Hört ihr das Knarren und pfeifen? Die Sonne geht schon unter und schimmert bzw. leuchtet rot zwischen den Ästen hindurch. Einige krähende Raben fliegen noch rasch an der Weide vorbei um ihr sicheres Nest in einem der Bäume am Waldrand zu erreichen….

hörst und siehst du es vor dir - da braucht es nicht mehr viel Fantasie um die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen und nicht nur einer sah eine Hexe in der Dämmerung fliegen oder um die Weide tanzen!  

Ach ja, ihr könnt die Augen jetzt wieder öffnen !

 


Doch jetzt zurück zum Porträt der Weide und ihrer enormen Heilkraft


Lebensbaum & Heilkraft

Weiden gehören zur Familie der Weidengewächse - Salicaceae


Weiden können stattliche, bis zu 30 m hohe Bäume werden oder auch als Strauch ganz unscheinbar wachsen.

Die bekannteste unter all den vielen verschiedenen Arten ist die „Sal-Weide“ (Salix Caprea) mit den schönen Palmkätzchen und als erste Tracht für Insekten im Frühjahr überlebenswichtig.


Doch es ist die Silber-Weide (Salix alba) welche am heilkräftigsten sein soll und diese wurde 1999 sogar zum „Baum des Jahres“ gewählt.


Vor allem die Wirkung der Weidenrinde ist schon gut erforscht und ihre antiseptische, entzündungshemmende und auch schmerzstillende Wirkung ist wissenschaftlich bestätigt. Schon Hildegard von Bingen verabreichte Weidenrinde bei Kopfschmerzen, Fieber, Erkältungskrankheiten oder auch rheumatischen Beschwerden.

Alle Weidenarten enthalten die wertvollen Inhaltsstoffe allerdings in unterschiedlicher Konzentration. Als Drogenlieferant werden Weiden mit einem Gesamtsalicylgehalt von mind. 1 % zugelassen. Das sind die Silber-Weide, die Reif-Weide und die Purpur-Weide.

Doch nicht überall wuchsen diese Weiden und so halfen sich die Menschen früher in dem sie die Rinde kosteten. Umso bitterer die Rinde schmeckte umso heilkräftiger stuften sie diese ein - sie nahmen was sie vor der Türe fanden.

Heutzutage besorgst du dir die Rinde oder Weidenrindenprodukte in der Kräuterdrogerie oder der Apotheke!


Anfang des 19 Jhdt. entdeckten Wissenschaftler den Inhaltsstoff Salicin, welcher im Darm und in der Leber zur Salicylsäure umgewandelt wird und als Grundlage für die Entwicklung von Acetylsalicylsäure (synthetisch hergestellt) und einer späteren Entwicklung von Aspirin gilt.


Doch Achtung:

Kinder und Frauen während der Schwangerschaft oder Stillzeit sollten keine Produkte/Pflanzen mit Salicyl zu sich nehmen. Auch Personen welche Blutverdünner oder Schmerzmitteln zu sich nehmen und Personen mit Salicylsäure-Unverträglichkeit ist von einer Einnahme abzuraten.

 

Schauen wir uns doch die Silber-Weide etwas genauer an.


Die Silber-Weide


Wie alle Weidenarten bevorzugt auch die Silber-Weide einen eher feuchten Standort wie z.B. am Fluss- oder Bachrand oder auch in Moorlandschaften. großer, rasch wüchsiger Baum mit weitausladenden Ästen. Die Rinde ist rissig und kreuzweise gefurcht.

Die Blätter sind 6 bis 10 cm lang, lanzenförmig, gesägt und kurz gestielt, wechselständig angeordnet und ober- und unterseitig silbrig behaart. Daher hat der Baum auch seinen Namen.

Weiden sind zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die männlichen Blütenstände, die sogenannten Kätzchen sind 3 bis 6 cm lang und gut an den gelben Staubbeuteln zu erkennen.

Die weiblichen Blüten sind schlanker, grünlich und duften ganz leicht nach Honig.

Blütezeit ist von März bis Mai und bestäubt werden sie sowohl vom Wind als auch von Insekten. Daher sind sie eine wichtige Tracht für Bienen und Insekten im Frühjahr.


Die Verwendung

  • Die rutenförmigen, biegsamen Weidenäste wurden vor allem bei der Korbflechterei verwendet.

  • Dünne Weidenruten werden auch gerne zu Bindezwecken im Reb- und Gartenbau verwendet.

  • Um Wasseradern oder Wasserquellen aufzuspüren werden auch heute noch Weidenrute (Wünschelruten) beim sogenannten „Wasserschmöcken“ eingesetzt.

  • In der Erfahrungsmedizin wird vor allem die Rinde verwendet


Die Rinde und ihr Einsatz

Dazu schneide ich mir im Frühling Zweige die etwa 2 bis 3 Jahre alt sind ab, schneide diese Ringförmig und längs an und ziehe die Rinde nur noch ab. Mit einem Messer geht das bei frischen Zweigen relativ leicht.

Zu Hause angekommen, müssen die Rindenteile in möglichst großen Teilen getrocknet werden. Ich lege sie dazu auf meinen Trockenrahmen. Nach 2 Tagen, wenn die Rinde ganz trocken ist, gebe ich sie in Papiersäckchen und lagere diese dunkel.

Erst wenn ich die Rinde verwende, schneide ich diese in kleine Stücke.


Äußerlich für sogenannte Weidenwaschungen können Blätter oder Rinde verwendet werden.

Das in der Rinde enthaltene Salicyl weicht vor allem die Hornschicht auf und so können Hühneraugen, Warzen oder Schwielen gut behandelt werden. Auch bei Schuppenflechte oder Akne wirken Bäder oder Waschungen vor allem desinfizierend.

 

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Absud zur äußeren Anwendung

Für einen Tee oder Absud zur äußeren Anwendung nimmst du 2TL Weidenrinde und kochst diese in einer Tasse kaltem Wasser.  Damit sich die Gerbstoffe gut lösen, ca. 15 Minuten ziehen lassen, anschließend abseihen. Der Weidenrindentee/Absud wirkt keimhemmend, zusammenziehend und fördert die Wundheilung. Bitte nur für Waschungen oder zum Gurgeln verwenden.

 

Mit diesem Sud kann bei Zahnfleischbluten oder entzündeter Mundschleimhautgegurgelt werden.



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Weidenrindentee

Die Verwendung von Weidenrindentee reicht weit zurück. Man fand eine Tontafel aus der Zeit um 700 v.Chr. auf welcher bereits Aufzeichnungen über eine Verwendung der Weide befanden.

 

Die guten Eigenschaften der Weide, und da spreche ich nicht nur vom Salicyl, sondern auch von den Gerbstoffen oder den Flavonoiden können wir vor allem bei Erkältungen mit leichtem Fieber (hält das Fieber an musst du zum Arzt gehen!)

 

Jetzt ist es an der Zeit deine getrocknete Rinde zu schneiden bzw. bekommst du Weidenrinde auch in der Kräuterdrogerie oder in der Apotheke!

 

Für eine Tasse Tee nimmst du einen Teelöffel der getrockneten, ganz klein geschnittenen Rinde (etwa 2 g). Anschließend mit heißem Wasser überbrühen und etwa 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Über den Tag verteilt kannst du 2-3 Tassen Tee trinken.


Variante II

1 TL fein geschnittene, getrocknete Rinde mit kaltem Wasser ansetzen, zum Sieden erhitzen und nach 5 Minuten abgießen.

 


Da Teemischungen besser verträglich sind, bevorzuge ich bei Erkältungen Mischungen mit Weide, Holunder- oder auch Lindenblüten.

 


 

Quellverzeichnis:

Lehrbuch Heilpflanzenkunde; Alles über Heilpflanzen

Ursel Bühring


Heilpflanzen Apotheke aus Feld und Flur

Dr. Zizenbacher


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