Die Magie der Rauhnächte
Das die Jahres-Kreisfeste etwas Geheimnisvolles an sich haben und die Rauhnächtezeit etwas Mystisches, unbezähmbares ausstrahlen, zeigen die vielen Überlieferungen und gelebten Traditionen.
Genau genommen gehören die Rauhnächte nicht zu den Jahreskreisfesten.
Wann und wie der Brauch der Rauhnächte entstanden ist, lässt sich nicht mehr so genau nachvollziehen. Es hat sicher etwas mit dem Übergang vom Mondjahr zum Sonnenjahr zu tun. Das Mondjahr hatte 354 Tage, der Sonnenkalender 365 Tage. Über blieben 12 Nächte. 12 Nächte die für je einen der 12 Monate im Jahr stehen.
Der Zeitpunkt der Rauhnächte wird unterschiedlich gefeiert. In manchen Regionen feiert man die Rauhnächte zwischen der Wintersonnwende (21.12.) und dem 5. Jänner. In diesem Fall werden die Sa/So nicht mitgerechnet.
Für mich beginnt die erste Rauhnacht traditionell in der Weihnachtsnacht (24.12.) um Mitternacht und die letzte Nacht endet um Mitternacht des 5. Jänner.
Um diese Jahreszeit sind die Nächte länger als die Tage. Die Natur reduziert sich und wir merken, dass wir mehr Ruhe brauchen und die Arbeit sich vom Freien ins Haus verlagert. In früheren Zeiten gingen die Menschen bei Dunkelheit kaum noch aus dem Haus, Sie saßen am Abend zusammen, erzählten sich Geschichten und erledigten handwerkliche Arbeiten.
Ihr müsst euch zurück versetzen - in eine Zeit in der es noch kein elektrisches Licht gab und nur eine Kerze das Zimmer ausleuchtete, der Wind an den Fensterläden rüttelte und die kahlen Äste der Bäume Furcht erregende Schatten warfen. Die Menschen sahen die Schatten, hörten das Knarren und das Pfeiffen des Windes und glaubten fest daran, dass in der Rauhnächtezeit viele Geister sowie Freya und ihr wildes Gefolge unterwegs waren und um die „wilde Jagd“ abzuwenden blieb man zu Hause und achtete darauf, die vielen Regeln, die für die Zeit der Rauhnächte galten, einzuhalten.
Dazu gehörte es Ordnung zu halten, zu säubern und zu reinigen. Das Haus und der Stall wurde mit reinigenden Kräutern ausgeräuchert, der Hof mit Birkenbesen gekehrt. Auch sollte man mit seinen Mitmenschen im Reinen sein und Streit beilegen. Ebenso vermied man es zwischen den Jahren keine Wäsche aufzuhängen - da könnten sich Geister darin verfangen.
Seit Jahren achte auch ich darauf in diesen Nächten keine Wäsche an der Wäscheleine hängen zu haben – gar nicht so sehr wegen der Geister – oder doch: wegen dem meiner Schwieger-Omi. Denn die war ganz entsetzt als sie vor vielen Jahren sah, dass ich in der Weihnachtsnacht Wäsche hängen hatte und während sie die Wäsche abnahm erzählte sie mir die Geschichte vom offenen Tor zur Geisterwelt. Mich hat das fasziniert und ich habe angefangen mich mit den Rauhnächten auseinander zu setzen. Vor allem in der Weihnachtsnacht erinnere ich mich immer daran - der Wäscheständer bleibt sicherheitshalber zusammen geklappt - und ich denke mit einem Lächeln an unsere Omi.
Doch die Rauhnächte sollen auch einen Blick in die Zukunft ermöglichen. Es wird Blei- oder Wachs gegossen, Traumtagebücher werden geführt oder Orakelkarten gezogen.
Für mich bedeutet diese Zeit zur Ruhe zu kommen, auf das alte Jahr zurück zu schauen und das neue Jahr willkommen zu heißen. Mir bewusst Zeit für mich selbst zu nehmen, die Natur zu genießen und mit mir selbst im reinen zu sein.
Meine Räucherzeremonie:
Das aller wichtigste ist "Altes" zu verabschieden und "Neues" willkommen zu heißen, sich zu besinnen und auf sein Gefühl zu hören.
Auch verbinde ich das Räuchern mit den vier Elementen
Glut und Kohle stehen für Feuer - Kräuter, Rinden, Blüten, Blätter, Nadeln und Harze für Erde - der Rauch für die Luft und das Gefäß fürs Wasser.
Bei der Rauhnächte-Räucherung wird erst gereinigt, dann harmonisiert und anschließend geschützt.
Zur Reinigung räuchere ich gerne mit weißem Salbei, Wacholder, Lorbeerblättern und Harz
Harmonisiert wird z.B. mit Mädesüß, Alant, Rose oder Hopfen
Für eine Schutzräucherung nehme ich gerne Engelwurz-Wurzel, Beifuß, Königskerze und Fichtenharz
„Unglück hinaus, Glück ins Haus“...
"Unglück hinaus, Glück ins Haus"....
Wichtig ist, dass es so richtig raucht. Am besten eignet sich dafür eine Räucherpfanne. In diese kommt Sand, glühende Kohle und darauf die jeweilige Räuchermischung.
Alle Fenster, Balkon- oder Terrassentüren sollten vorher geschlossen werden. Geräuchert wird von unten nach oben, traditionell „richtig“ im Uhrzeigersinn – ich finde das nicht so wichtig – da höre ich immer auf mein Bauchgefühl. Wichtig ist, dass du in jeder Ecke und Nische den Rauch verteilst. Am besten geht das mit einer Feder. Nachdem du alle Räume geräuchert hast, werden alle Fenster, Balkon- oder Terrassentüren geöffnet und die Räume so lange gelüftet bis die Luft wieder klar ist und auch wirklich „alles“ wieder draußen ist.
Bei der zweiten Räucherung wird harmonisiert, negative Energien vertrieben. Diesmal gegen den Uhrzeigersinn. Anschließend wieder gut lüften.
Den Abschluss bildet die Schutzräucherung. Sie soll unser Heim und seine Bewohner vor Krankheit und Unglück schützen
Gerade in dieser Zeit habe ich oder wir noch einen schönen Brauch. Jeder schreibt vor Beginn der Rauhnächte 13 Wünsche für das neue Jahr auf je einen Zettel, diese 13 Wunschzettel kommen in ein Säckchen. Ab 25.12. wird täglich ein Wunsch gezogen und in einem Räuchergefäß verräuchert und der Magie übergeben. Die ersten 12 Wünsche gehen in Erfüllung, der über gebliebene – 13 – Wunsch muss von einem selbst erfüllt werden.
Quelle:
"Rauhnächte - Wunderbares für eine besondere Zeit" von Harald Krassnitzer
"Das Geschenk der zwölf Monate" von Ursula, Heidemarie, Helmut Wittmann und Agnes Ofner
Kursunterlagen "Räuchern mit heimischen Kräutern"