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Das Bienenvolk

Bienenkunde

30. Apr. 2021

Der Hofstaat seiner Majestät

Wenn ich mir meinen Bienenstock genauer ansehe, wuselt es überall und es sieht auf den ersten Blick richtig unordentlich aus – in Wirklichkeit ist es ein super durchorganisierter Honigbienenstaat. Alle Mitglieder haben ihre Aufgaben, sie kommunizieren miteinander und man kann sie wie einen Organismus betrachten. Ein Einzeltier kann über einen längeren Zeitraum nicht allein überleben.


Nur Miteinander können sie das Überleben des Volkes sichern und so hat jeder Bewohner in diesem Staat seine Aufgabe, die er verlässlich erledigt und auf die sich alle anderen verlassen.





„Eure Majestät“ – die Königin

Die Königin ist die größte Biene im Volk und in jedem Volk lebt nur eine Königin. Wir Imker nennen Sie "Weisel".

Als Oberhaupt lenkt sie die Geschehen des Stockes durch ihre Pheromone (Duftstoffe).


Wird ein befruchtetes Ei in eine sogenannte „Weiselzelle“ gelegt, wird sie während des Larvenstadiums mit „Gelee Royale“ - einer besonderen Ernährung - ernährt, die Entwicklung dauert 16 Tage lang.


Je nach Entstehungsgrund unterscheidet man zwischen einer Schwarmkönigin (aus Platzmangel), einer Umweiselungskönigin (Königin ist alt), einer Nachschaffungskönigin (die Königin ist dem Stock verlorenen gegangen) oder einer Zuchtkönigin (auf künstlichem Wege).

Nach drei bis fünf Tagen erfolgt ihr erster Orientierungsflug.

Ab einer Temperatur von 20° unternimmt sie an einem sonnigen, warmen Nachmittag ihren „Hochzeitsflug“.


Sie entfernt sich bis zu 2 km (in seltenen Fällen bis zu 5 km) von ihrem Stock und trifft sich mit den männlichen Bienen, den Drohnen an einem gemeinsamen „Drohnensammelplatz“.

Tausende von Drohnen treffen an diesen Plätzen auf Königinnen, welche sich in den Schwarm stürzen und so begattet werden. Dies dauert nur wenige Sekunden.  Eine Königin kann pro Tag mehrere Begattungsflüge unternehmen und mehrmals von verschiedenen Drohnen begattet werden.

Der Drohn stirbt nach erfolgter Begattung. Seine Hauptaufgabe ist es, sich mit der Königin zu paaren.

Die Legeleistung einer Königin ist von verschiedenen Faktoren abhängig. In der Hauptlegezeit (Mai-Juli) kann sie zwischen 1500 und 2000 Eier pro Tag legen und entscheidet, ob ein Ei mit den in ihrer Samenblase gespeicherten Spermien befruchtet wird oder nicht! Während der Eilegetätigkeit wird sie von ihren „Hofdamen“ versorgt und gefüttert. In den Wintermonaten stellt sie die Eilegetätigkeit ein.


Die Lebenserwartung einer Königin beträgt 2 bis 5 Jahre. Je älter sie wird umso mehr lässt ihre Legeleistung nach, bis sie für ihr Volk unattraktiv wird. Es werden „Prinzessinnen-Eier“ gelegt und einen Tag bevor die neue Prinzessin schlüpft, verlässt die alte Königin mit einem Teil des Bienenvolkes (ca. 20.000 Bienen) ihren Stock.






Der größte Teil der Stockbienen sind Arbeitsbienen

Von diesen unfruchtbaren Weibchen werden alle wichtigen Aufgaben im Stock übernommen.

Abhängig vom Alter ist sie in den ersten drei Wochen für das Putzen der Zellen zuständig, für die Brutpflege, hilft beim Wabenbau und wird Wachbiene am Stockeingang.

In der zweiten Lebenshälfte wird sie zur fleißigen Sammelbiene im Außendienst. Sie versorgt die Daheimgebliebenen mit Nektar, Pollen und Wasser. 

Im Frühjahr und Sommer wird eine Arbeitsbiene zwischen sechs und acht Wochen alt. Schlüpft sie im Spätsommer/Herbst gehört es zu ihren Aufgaben die Königin und sich gegenseitig in einer Traube zu wärmen, zu schützen und zu überleben.





Die Drohnen – deutliche Minderheit im Bienenstock

Sie haben den wohl schwersten Stand im Bienenstaat.

Die männlichen Bienen, die keinen Stachel haben, entstehen aus den unbefruchteten Eiern, entwickeln sich in Drohnenzellen und schlüpfen nach 24 Tagen.


Sobald der Drohn geschlechtsreif ist besteht seine einzige Lebensaufgabe darin, eine Königin mit seinem gesamten Samenvorrat zu befruchten.  Anschließend stirbt er. 


Gelingt ihm dies nicht droht ihm die soziale Isolation. Nach der Sommertracht im August verwehren ihm die Arbeiterinnen das Futter und eine Rückkehr in den Stock.



Quellverzeichnis:

Das Bienenbuch: Bienen verstehen, schützen und halten, Emma Tennant

Bienen demokratie, Thomas D. Seeley

Imker Praxis, Alois Spannblöchl

Kursunterlagen Imker Neueinsteiger und Facharbeiterausbildung


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